Die Ursprünge
Es war im Jahre 1962: Zwei Deutsche hatten gerade das erste Patent für eine Autowaschanlage angemeldet, die Mongolei wurde Mitglied der UNESCO, aber die Weltgeschichte übersah jene jungen Männer, die in der Eichener Gastwirtschaft Anton Hesse beisammensaßen: Georg Voß, Hubert Clemens und Udo Muckenhaupt. Und es war gewiss nicht die einzige zukunftsträchtige Idee, die hier beim frisch Gezapften ausgeheckt wurde, doch hier entstand an jenem Abend der Dorfverschönerungsverein Eichen. Sofort mit dabei waren auch Josef Hesse Senior und Fredi Clemens.
Der Grundgedanke war: Wir müssen mal was veranstalten, was Spaß macht und Geld in die Kasse bringt, damit man für Eichen noch mehr auf die Beine stellen kann. Herausgekommen ist ein Verein, der inzwischen auf über fünfzig bewegte Jahre zurückschauen kann und Bemerkenswertes erreicht hat. Dabei finanziert er sich eigenständig, primär aus Spenden und ehrenamtlicher Arbeit. Es sind niemals Kredite oder gar öffentliche Mittel beantragt worden.
Aber zurück zu 1962: Als erste Aktion wurde ein Waldfest organisiert. Was als Versuch startete, entwickelte sich zu einer mehr als 25 Jahre langen Tradition. Jedes Jahr im Juli wurde auf dem Eichener Berg ein Festzelt aufgestellt. Musikvereine aus den Nachbardörfern wurden engagiert, und farbenfrohe Plakate luden ein zum „Tanz unter allen Bäumen“. Der Preis für das Bier stieg 1976 von 70 auf 80 Pfennig und spülte kontinuierlich kleine Erlöse in die Dorfkasse.
Das Dorfhaus
1978 wurde im Jahresbericht des Vereins festgehalten: „Seit Jahren wird Klage darüber geführt, dass wir keinen eigenen Gemeinschaftsraum haben. Jugendliche müssen im ‚Bauwagen‘ tagen […]. Auch wir, die mittlere und ältere Generation wollen uns gern einmal nach getaner Arbeit versammeln.“
Noch im selben Jahr wurde auf Initiative von Georg Voß ein Fertighaus aus Holz erworben, das bis dahin als Wochenendhaus gedient hatte. Zwischen Weihnachten und Neujahr machten sich 16 Eichener Männer auf den Weg um bei strömendem Regen das Haus zu zerlegen und zu überführen.
Das Dorf verfügte nun über ein eigenes Dorfgemeinschaftshaus, welches nur einen Haken hatte: Es lag im benachbarten Berlinghausen als Stapel in Ochels Scheune. Im nächsten Schritt ging es jetzt um Grundstück und Baugenehmigung.
Die folgenden Jahre waren geprägt von zahlreichen Verhandlungen, bürokratischen Hürden und behördlichen Auflagen, die noch heute im Archiv des Vereins eine dicke Akte füllen.
Am 17. Juni 1981 war es dann so weit: Das Kellergeschoss gemauert, das Erdgeschoss mit Dachstuhl aufgestellt, es konnte (wiederum bei strömendem Regen) das Richtfest begossen werden. Seitdem ist das Eichener Dorfgemeinschaftshaus allgemein bekannt als „die Hütte“ und aus dem Dorf gar nicht mehr wegzudenken. Im Keller befinden sich Lager und sanitäre Einrichtungen, im Erdgeschoss ein großer Versammlungsraum mit Theke und Kaminofen, heute natürlich auch Beamer und Leinwand (sowie das Herzstück: die Zapfanlage). Es wurde nun unumgänglich, den Verein auch mal beim Amtsgericht ins Register einzutragen.
Am 29. Mai 1982 trafen sich im neuen Vereinsheim 23 Eichener und stimmten über eine Satzung ab. Sie wählten den Ortsvorsteher Walter Neu zum offiziellen Vorsitzenden. Aus heutiger Sicht mag es überraschen, dass es sich damals um einen reinen Männerverein handelte. Was auch nicht lange gut ging. Im Protokoll der Generalversammlung vom Januar 1985 wurde festgehalten: „Über die Reinigung der Hütte soll eine Versammlung der Eichener Frauen befinden.“ Es lässt sich kein Zusammenhang nachweisen, aber die Anwesenheitslisten der folgenden Jahre zeigen immer mehr Mitgliederinnen.
Die weitere Entwicklung
Nach dem Bau der Hütte prosperierte Eichen zusehends, und auch das kulturelle Angebot legte zu. Noch im selben Jahr schien es an der Zeit, Licht ins Dunkel des pulsierenden Nachtlebens zu bringen. So wandte sich der Ortsvorsteher an den Stadtdirektor Schmelzer mit dem „Antrag auf Einführung einer ganznächtlichen Brenndauer der Straßenbeleuchtung in der Ortschaft Eichen“. Acht Jahre später erhielt das Dorf Ortsschilder – und damit zum ersten Mal eine Geschwindigkeitsbegrenzung im Oberdorf. Der Jahresrückblick 1990 stellte fest: „Nun kann keiner mehr sagen, er hätte Eichen nicht gefunden.“
Es war dies die erste Amtshandlung des neu gewählten Ortsvorstehers Fredi Clemens. Für fast ein Vierteljahrhundert sollte er nun das Dorf gegenüber der Stadt vertreten. Zu seinen großen Verdiensten gehörte auch eine umfangreiche Straßensanierung, die so nur möglich war, weil es ihm gelang, die Beteiligung jedes einzelnen Anwohners zu sichern.
1992 wurde zum Geburtsjahr des weithin bekannten Eichener Oktoberfestes, das ab jetzt erfolgreich an die Stelle des bisherigen Waldfestes treten sollte, nachdem die Dichte an Festivitäten in der Sommerzeit stark zugenommen hatte. Die Hütte wurde eigens um ein Festzelt erweitert, es gab Oktoberfestbier, Reibeplätzchen und Lebkuchenherzen. Für die Musik sorgte zunächst die Egerlandkapelle Saßmicke, später der Musikverein Frenkhausen. Die zweitägige Veranstaltung blickt inzwischen ebenfalls wieder auf eine über 25jährige Tradition zurück.
Auch an diesem Erfolg ist Georg Voß ganz maßgeblich beteiligt, der 1989 zum neuen ersten Vorsitzenden des Dorfverschönerungsvereins gewählt worden war und die Aufgabe für zweieinhalb Jahrzehnte mit herausragendem Engagement meisterte. Der heutige Ehrenvorsitzende prägte die Vereinsgeschichte wie kein anderer, indem er stets mit Herzblut bei der Sache war, klipp und klare Ansagen machte und ein unnachahmliches Talent für die Spendenbeschaffung bewies.
Unter dem neuen Ortsvorsteher Henning Baberg erzielte das Dorf Eichen 2016 den ersten Platz im Gemeindewettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ und knüpfte damit erneut an Erfolge der Vergangenheit an.