Die Geschichte von Eichenermühle
Die Eichener Mühle liegt mitten im Grünen unter üppigen Baumkronen am Mühlenweiher in denkbar romantischer Lage. Wenn sich Fachwerk und Bruchstein auf der weiten Wasserfläche spiegeln, kann sich schon der Vorbeifahrende einer gewissen Faszination nicht entziehen. Der Hauch einer bewegten Geschichte scheint das historische Gebälk zu umwehen. Aus diesem Grund ziert die Mühle nicht nur zahlreiche Hochzeitsfotos als Hintergrund. Sie schaffte es bereits ins Fernsehen und prägte gar als Motiv den neunten Jahrgang der Drolshagener Weihnachtstassen.
Daran hätte Anna von den Steinen nicht gedacht, als sie im Jahre des Herrn 1512 mit einer Urkunde den Anfang der uns bekannten Geschichte schuf. Die Äbtissin der Zisterzienserinnen von Drolshagen erwarb per Grundstückstausch die „Mahlmühle“, welche seinerzeit vermutlich noch ein Neubau war. Dies sicherte dem Kloster gewisse zusätzliche Einkünfte für die nächsten Jahrhunderte, zumal die Bauern aus dem Umland dazu verpflichtet waren, ihr Getreide ausschließlich hier mahlen zu lassen.
Schon damals war es die Wasserkraft von Brachtpe und Rose, die man sich zunutze machte und per Wasserrad auf einen rotierenden Mühlstein übertrug. Mit der fortschreitenden Technik im noch vorindustriellen Zeitalter wurde diese Antriebskraft auch für andere Zwecke entdeckt. So diente die Mühle ab Ende des 18. Jahrhunderts ebenfalls zum Hämmern von Roheisen, zum Zerstampfen von Knochen zu Dünger – und als Sägewerk. Dabei erwies sich nur letztere Anwendung als zukunftsfähig bis weit ins 20. Jahrhundert. Eine wesentlich kürzere Zukunft war dem Drolshagener Kloster vergönnt. Ab 1803 wechselte die Mühle mehrfach den Besitzer, bis sie 1895 Eigentum der Familie Maiworm wurde. Anton Maiworm erkannte offenbar die Zeichen der Zeit. Er gründete kurz darauf zusätzlich eine Bäckerei. Produkte der Backstube wurden zunächst per Handkarren, später mit Pferdewagen in benachbarte Orte ausgeliefert.
Die Zeiten, in denen jeder sein eigenes Brot zu Hause gebacken hatte, gingen dem Ende zu. Ebenso die Zeiten der Mühlen, die zunehmend durch moderne Dampfmaschinen ersetzt wurden. Man ahnte noch nicht, dass die Einstellung eines Mühlbetriebs rund 60 Jahre später gar subventioniert werden würde. Ab 1920 produzierte die Mühle Strom für die Nachbarschaft. Eichenermühle bestand inzwischen aus mehreren Gebäuden, wurde Poststelle und Fernmeldestation. Das wassergetriebene Sägewerk lief mit modernisierter Technik weiter bis 1964 und überlebte damit zwei Weltkriege. Angegliedert war zwischenzeitlich eine Kistenproduktion für die aufblühende Drolshagener Industrie. Seitdem ist viel Wasser die Brachtpe hinunter geflossen. Die Mühle wurde zum Wohnhaus. Die Flotte der Bäckerei ist heute motorisiert. Doch die bewegte Geschichte wird jeden Tag fortgeschrieben.
Die Geschichte von Eichen
Die Ursprünge des Dorfes Eichen reichen bis weit ins Mittelalter zurück. Eine erste urkundliche Erwähnung findet sich in Unterlagen des Drolshagener Klosters am 26. Januar 1349. Das Wachstum der kleinen Ortschaft blieb über ein halbes Jahrtausend hinweg recht überschaubar. Im 16. Jahrhundert hatte Eichen vier Höfe mit den Namen Orckhaus, Figge, Hulte und Mencken. Zweihundert Jahre später waren es fünf Häuser und zwei Scheunen. Die Beschaulichkeit fand ein jähes Ende, als der wilde Westen des Olper Landes per Bahntrasse erschlossen wurde. 1903 erhielt Eichen einen eigenen Bahnhof. Dies wurde der Verladebahnhof für die Bäuerliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft Iseringhausen-Berlinghausen. Neben den Güterzügen verkehrten fünf Personenzugpaare zwischen Olpe und dem Rheinland.
Diese Anbindung an die Aggertalbahn brachte einen enormen Wachstumsschub für Eichen und andere Drolshagener Dörfer, die vorher nur über schlecht ausgebaute Wege mit dem Umland verbunden waren. Der rege Bahnverkehr hielt allerdings kaum mehr als ein halbes Jahrhundert an. Bereits 1957 wurde der Bahnhof Eichen zu einem Haltepunkt aufgelöst. Anfang der 1980er Jahre wurde das Bahnhofsgebäude abgerissen. 1993 wurde auch der letzte Güterverkehr eingestellt. Der weiteren Entwicklung des Dorfes tat dies keinen Abbruch, zumal Eichen in den 1970er Jahren seine günstige Anbindung an die Autobahnen A4 und A45 erhielt. Im neuen Jahrtausend flitzen nun Fahrräder auf den Bahntrassen, und Eichen profitiert von einer weiteren guten Netzanbindung: Highspeed-Internet mit bis zu 400 Mbit/s.